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Nein, wir werden es nicht Corona oder Covid taufen ...

  • Autorenbild: susiecidoll
    susiecidoll
  • 29. Apr. 2020
  • 7 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 1. Juni 2020

In diesem Post werde ich euch ein bisschen meine Gedanken zu diesem Thema aufschreiben. Wie man vielleicht schon mitbekommen hat, bin ich kein Mensch, der viel kritisiert und sich groß über Dinge beschwert. Ich bin ein sehr lösungsorientierter Mensch und versuche immer mit Situationen bestmöglich umzugehen, egal wie es gerade kommt. Aber diese Krise, liebe Leute, diese Krise wirbelt so einiges in mir auf. Ich habe es sicher nicht so schwer wie Frauen, die in der jetzigen Situation ihr Kind gebären, aber glaubt mir, schwanger zu sein ist auch nicht einfach. Vor allem weil man sich rund um die Uhr Gedanken macht. Geht’s dem Baby gut? Wann und wie schnell bekomme ich einen Termin bei meinem Frauenarzt oder generell bei einem Arzt? Sollte es einen Notfall geben, wo muss ich mich melden und wer kann mir helfen? Mit welchem Beschwerden kann ich zum Arzt gehen? Wie sieht’s aus mit den Mutter-Kind-Pass Untersuchungen? Wie geht’s mit der Arbeit weiter? Auf ein paar Fragen kann ich euch bereits Antworten geben, bei vielen Dingen bin ich selbst noch ratlos.

Der errechnete Geburtstermin für unser Kind ist der 24.9.2020 und noch ist unklar, ob zu diesem Zeitpunkt Lukas schon bei der Geburt dabei sein darf und ob mich überhaupt irgendwer besuchen kommen darf. Und das ist eigentlich auch schon der Punkt, der mich am allermeisten beunruhigt. Ich bin ein sehr emotionaler Mensch und Momente wie diese will ich unbedingt mit den mir am verbundensten Menschen teilen. Natürlich will ich nicht, dass etliche Menschen mit in den Kreißsaal kommen, aber wenn ich dann schlussendlich alleine in diesem Raum ein Kind auf die Welt bringen muss, ohne Unterstützung eines mir vertrauten Menschen, nur mit Ärzten und Hebammen, bei dem Gedanken alleine könnte ich schon anfangen zu heulen. Genauso ist es mir ganz besonders wichtig, dass ich Menschen wie meine Eltern nach der Geburt ganz fest in die Arme nehmen kann, auch für die ist es ein ganz besonderer Moment, da sie ja immerhin zum aller ersten Mal Großeltern werden. Jede Frau hat, sobald sie von ihrer Schwangerschaft erfährt, eine ungefähre Vorstellung davon, wie ihre Geburt ablaufen soll und wenn ich das alles jetzt allein durchziehen muss, ohne Lukas und ohne Mama und Papa, dann wäre diese Erfahrung für mich irgendwie unvollkommen. Diese Gedanken machen mich einfach nur richtig traurig. Ein unbeschreibliches Gefühl von Angst, Zweifel und Unsicherheit. Wirklich wichtige Untersuchungen, wie die meiner Schilddrüse – ich muss einmal im Monat Blut checken lassen, ob meine Werte passen – gingen ohne Probleme. Problematischer wurde es mit der internen Untersuchung beim Hausarzt. Ich habe vermutlich einmal pro Woche angerufen und mich erkundigt, da mein Hausarzt zu Beginn nur absolute Notfälle aufgenommen hat. Letzte Woche hatte ich dann meinen Termin, sogar noch zeitgerecht. Für das KBG ist es ja wichtig, alle Untersuchungen in der dafür vorgesehenen Zeitspanne zu erledigen. Aber da lassen sie während der Corona-Krise Ausnahmen machen und sollte sich eine Untersuchung nicht in der jeweiligen Zeitspanne machen lassen, hat das keinen Einfluss auf das KBG. Soweit, so gut. Schwer wurde die 2. Ultraschalluntersuchung. Nicht aus Termin- Sicht, den Termin hatte ich schon seit Ende Februar und der blieb auch unverändert, aber aus emotionaler Sicht. Für Väter ist es vermutlich besonders schwer, da sie die Schwangerschaft nur passiv miterleben. Wir Mütter bauen direkt ab Zeitpunkt des Einnistens eine viel tiefere Bindung zu dem Kind auf, wir bekommen es als erstes mit, wenn sich das Kleine meldet und auch die Berührungen lassen sich am Anfang nur von uns spüren. Umso wichtiger ist es für die werdenden Papas, dass sie bei Untersuchungen wie diesen dabei sind und ihren Nachwuchs auch mit eigenen Augen sehen können. Lukas musste da aber leider zuhause bleiben und genauso wird es uns auch am 15.5 beim Organscreening ergehen. Das sind Maßnahmen, so blöd es klingt, die wir einfach akzeptieren müssen, zum Schutz anderer, aber die emotional einfach schwer tragbar sind.

Weiters wird es auch interessant, ob und wie wir unsere Babyparty abhalten können. Zuerst war es ja im Mai geplant. Naja, bis Ende Juni dürfen sich in der Öffentlichkeit nach heutigem Stand nur maximal 10 Personen versammeln. Wir haben jetzt überlegt es in den Juli oder August zu verschieben. Je nachdem, was die neuen Lockerungen sein werden, wird dann entschieden wie wir das handhaben, oder ob wir eine eigene Family-Party und eine eigene Friends-Party organisieren werden, das sind jedoch Sachen, über die mache ich mir in einem Monat Gedanken. Kommen wir zu einem anderen Thema, zu dem ich gerne meinen Senf geben möchte: Man hört viel von Risikopatienten und wie es gehandhabt wird, dass diese Leute ganz besonders geschützt werden. Aber um jene, die für zwei Menschenleben verantwortlich sind, hat man sich noch nicht viele Gedanken gemacht. Laut ein paar Studien (es sind echt lächerlich wenige) sind Schwangere nicht mehr gefährdet, als jeder andere. Andererseits wird einem bei jeder Möglichkeit deutlich gesagt, dass es auch Menschen ohne Vorerkrankung schwer treffen kann. Könnt ihr euch vorstellen, welche Ausmaße es für ein ungeborenes Kind haben kann, wenn die Mutter beatmet werden muss? Man möchte es gar nicht aussprechen… Mich macht das Ganze ein bisschen wütend. Natürlich nicht, dass der Fokus hauptsächlich auf den Risikopatienten liegt, um Gottes Willen. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass sich die Regierung zuerst über weniger relevante Dinge Gedanken macht und zuerst alles mit wirtschaftlichen, anstatt menschlichem Auge zu betrachten… Ich möchte jedoch in meinem Post politische Aspekte so weit wie möglich rauslassen.

Ich spreche nicht oft über wirklich Privates, weshalb viele nicht wissen werden, dass ich mir neben meinem Studium einen Teil meines Einkommens im Einzelhandel verdiene. Ich bin Teilzeit- Verkäuferin in einem Fashion- Shop und habe somit Verpflichtungen gegenüber einem Arbeitgeber. Ich kann also nicht einfach zuhause bleiben, wann es mir passt, aber als der Virus bei uns in Österreich ins Rollen kam, war ich gerade durch die andauernden Kopf- und Unterleibsschmerzen im Krankenstand, somit bin ich vermutlich der ersten Infektionswelle entkommen. Bis jetzt hatte ich jedenfalls noch keine auffälligen Krankheitssymptome. Wie geht’s also für schwangere Arbeiterinnen weiter in Zeiten wie diesen? Noch befinde ich mich in der sogenannten Kurzarbeit, nach der Pandemie wohl jedem ein Begriff. Für jene, die es nicht wissen: Meine Arbeitszeit wurde auf null gesetzt und mein Gehalt gekürzt, damit werden unsere Arbeitsplätze gesichert. Ich habe es da ehrlicherweise gut getroffen, ich wüsste nicht wie ich damit umgehen würde, müsste ich wie andere Personen weiterhin in die Arbeit fahren. Ich hätte natürlich absolut kein Problem mit Home-Office oder ähnlichem, ich hätte auch kein Problem damit arbeiten zu gehen, wenn ich nicht schwanger wäre. In der gesamten Zeit der Pandemie habe ich mir nie direkt Sorgen um meine eigene Gesundheit gemacht, ich hatte immer nur Angst, dass es Auswirkungen auf meine Schwangerschaft und die Entwicklung unseres Kindes haben könnte. Selbst wenn mich das Virus erwischen würde und ich hätte nur einen milden Verlauf mit Fieber und Husten, wäre allein das Fieber schon nicht optimal für die Entwicklung des Kindes. Unternehmen versuchen in Zeiten wie diesen natürlich sich soweit wie möglich über Wasser zu halten und Angestellte, die ihre Arbeit aus welchen Beweggründen auch immer verweigern, sind zurzeit absolut nicht gerne gesehen. Viele Menschen wurden durch die Krise arbeitslos, weshalb gerade dem Einzelhandel sehr viele Türen offenstehen, wenn es um Recruitment geht. Umso problematischer ist es jetzt natürlich in meiner Situation, einem Chef die eigenen Ängste zu schildern. Natürlich hat man als Schwangere einen gewissen Kündigungsschutz, die Arbeit verweigern darf man deshalb jedoch nicht. Ich habe mich im Internet ein bisschen schlau gemacht und auf der Seite der WKO und der Arbeitsinspektion entdeckt, dass Unternehmen im Handel aufgefordert werden, Schwangere vom Dienst freizustellen. Wir sollen dem direkten Kundenkontakt entzogen werden. Abgesehen davon, dürfen wir einen Mund-Nasen- Schutz nicht länger als 60 Minuten tragen. Außerdem weiß ich nach jetzigem Stand nicht einmal, wie mein Körper auf langes, regelmäßiges Stehen und Gehen reagiert. Vor meinem Krankenstand hatte ich nach zwei Stunden im Shop schon richtige Beschwerden mit Unterleibs- und Mutterbänderschmerzen. Es wurde also alles einfach nur oberflächlich behandelt und hat meiner Meinung nach weder Hand noch Fuß. Es ist gerade mal der 28. April, am 2.Mai öffnen die Geschäfte wieder und ich weiß bis jetzt nicht, ob ich ab nächster Woche wieder arbeiten muss oder ob ich weiterhin in Kurzarbeit bleibe oder ob ich doch freigestellt werde. Man hängt also richtig in der Luft - ein richtig hässliches Gefühl.

Abgesehen von Arzt Terminen und Arbeit, wie sieht der Alltag gerade jetzt für Schwangere aus? Vermutlich wie für die meisten: sehr eintönig, man sitzt den ganzen Tag zuhause und sucht nach Beschäftigung. Man sollte meinen, es wäre die perfekte Vorbereitung auf den Mutterschutz. Ich bin jetzt rechnerisch gesehen im 5. Monat, eigentlich ein sehr guter Zeitpunkt, um die Erstausstattung zu besorgen und die Wohnung dementsprechend vorzubereiten. Ja, ginge, aber hat ja alles zu. Gut, wir haben uns für einen Online-Geburtsvorbereitungskurs angemeldet, bei dem man jederzeit Zugriff auf alle Module hat, aber selbst für den ist es noch zu früh. Was ich also mache, ist es mich mit dem Kopf auf alles vorzubereiten, mich in meine selbstständigen Projekte zu stürzen und Content für euch zu produzieren. Das lenkt mich zumindest von der nicht so rosigen Realität ab, denn wenn ich an die denke, konfrontiert mich das mit so einigen unschönen Gefühlen. Ich kann jetzt nur über meine Situation sprechen, vielleicht geht es anderen ja ähnlich. An einem Tag gehe ich einkaufen und ich könnte wirklich lange ohne Problem mit dieser Maske über meinem halben Gesicht durch das Geschäft spazieren und meinen Einkauf erledigen, an anderen Tagen könnte ich binnen 15 Minuten schon reinkotzen, so schwindelig wird mir oder ich muss das Geschäft so schnell wie möglich verlassen, bevor ich das Bewusstsein verliere. Gut spazieren gehen kann man in unserer Gegend nur abends oder bei Schlechtwetter, da sonst zu viele Menschen unterwegs sind und ganz ehrlich? Wer hat schon Bock, wenn’s kalt oder dunkel ist rauszugehen? Also wirklich oft lassen wir es dann doch bleiben und verlängern einfach unser Homeworkout, aber ja, freie Bewegung bzw. auch das Fitnessstudio gehen uns schon richtig ab.

Für Lukas geht es ab Samstag wieder los mit der Arbeitswelt und bei mir ist es wie gesagt noch unklar, ich gehe aber fast davon aus, dass mein Zustand weiterhin unverändert bleibt und ich im Internet ganz viel präsent für euch sein werde ♥

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