Mein Baby, mein Abschluss und Ich
- susiecidoll
- 15. Apr. 2020
- 4 Min. Lesezeit
Vor ein paar Jahren noch habe ich mir immer gesagt, dass ich frühestens nach Abschluss von meinem Bachelor das erste Kind bekommen möchte. Ok, um ehrlich zu sein habe ich das auch noch vor ein paar Monaten zu Lukas gesagt, aber wie viele schon von Instagram, oder spätestens meinem ersten Blogpost wissen war der Zeitpunkt dieser Schwangerschaft eher unerwartet. Wie ich Uni und Kind bewältigen sollte hat mir richtig Bauchschmerzen bereitet, dabei kreisten meine Gedanken weniger um die Uni, als um die Aufnahmeprüfung für das Sportstudium, die im Februar stattgefunden hat. Ich hätte es mir einfach machen können und mein Lehramt Studium, dass ich abgebrochen habe weitermachen oder das BWL Studium und mich weiter auf Marketing konzentrieren, aber mein Traum war es immer entweder Sport oder Medizin zu studieren und nachdem ich bereits im September den Basistest für Sportwissenschaften bestanden habe, war für mich klar, dass ich den Teil der Fertigkeiten im Februar machen muss, ansonsten wär’s für mich wahrscheinlich gelaufen mit der Studienrichtung, oder ich hätte es in einem Jahr, wenn überhaupt wieder probieren können und wer weiß, in welch körperlichen Zustand ich da bin.. Noch war nichts verloren und bis auf die andauernde Übelkeit, die Unterleibsschmerzen, die Kopfschmerzen und die übertriebene Müdigkeit jeden Tag war ich im Großen und Ganzen doch eigentlich fit für diese Prüfung. Long story short: Die Prüfung hat zwei ganze Tage in Anspruch genommen und geprüft wurde Leichtathletik, Spiele, Geräteturnen, Rhythmik und Schwimmen. Diese zwei Tage haben mich regelrecht an meine Grenzen gebracht und ich hatte echt unglaubliche Angst, dass diese körperliche Belastung dem Kind geschadet hat, doch sowohl für mich, als auch für das Kleine gab’s ein Happy End: Ich habe die Aufnahmeprüfung bestanden und unser Baby hat keine Schäden davongetragen, ganz im Gegenteil: beim Erst-Trimester-Screening hat der Zwerg im Ultraschall dermaßen rumgeturnt und Saltos geschlagen, man könnte fast annehmen, dass es sich was abgeschaut hat!
Wie soll’s nun weitergehen? Das Sommersemester und die Steop muss ja eigentlich ganz gut hinhauen, nur Vorlesungen ohne Anwesenheitspflicht und noch keine Übungen, bei denen ich mich bewegen muss. Anfang März hat also das erste Semester begonnen, naja lang hat’s nicht gedauert mit den Vorlesungen im Hörsaal, da hat uns der Coronavirus einen ordentlichen Strich durch die Rechnung gezogen – Uni findet dieses Semester nur noch online statt. Was ich davon halte? Es hätte in meiner Situation nicht besser kommen können, ich hab’s ja kaum die ersten zwei Wochen kaum auf die Uni geschafft, da ich einen Arzttermin nach dem anderen hatte. Jetzt, wo wir alle zuhause bleiben müssen oder sollen, fällt es mir viel einfacher meine Zeit einzuteilen und meine Aufgaben für die Uni zu erledigen. Außerdem fällt es mir auch viel leichter alles mit meiner selbstständigen Arbeit zu koordinieren, sprich alles was ich euch in den sozialen Medien bieten kann. Und da kommen wir gleich zu einem anderen wichtigen Punkt: Arbeit. Mein Leben finanziert sich leider nicht durch Vorlesungen anhören und Abgaben erledigen. Und da ich keine Frau bin, die sich von ihrem Mann finanzieren lassen will, kommt gar nicht arbeiten auch nicht in Frage. Momentan habe ich einen Teilzeitjob im Verkauf und ein paar Aufträge nebenbei, damit kommen wir wunderbar um die Runden, aber reicht das auch, um einem Kind ein schönes Leben zu bieten? Das Finanzielle ist ein wichtiger Bestandteil bei der Familienplanung und sicherlich einer der Punkte, bei denen besonders Jungfamilien ins Grübeln kommen. Ich werde euch jetzt man ganz sachlich erzählen was möglich ist. First things first: Was kommt vom Staat? Anfangs muss man als Mama seine komplette Zeit dem Baby widmen, da kommt arbeiten fast gar nicht in Frage, hat man vor und in der Schwangerschaft gearbeitet, steht einem nach dem Mutterschutz Kinderbetreuungsgeld, oder umgangssprachlich Karenzgeld zu. Hier gibt es verschiedenste Modelle des pauschalen KBG oder das einkommensabhängige KBG, das sich aber im Gegensatz zu den pauschalen Modellen nur auf maximal ein Jahr bezieht, aber dafür gibt’s in diesem Jahr monatlich gesehen mehr Geld. Bei der ersten Variante kann man mit 14,53 - 33,88 pro Tag rechnen, je nachdem für welche Laufdauer man sich entscheidet - zwischen 12 und 28 bzw. 35 Monate, wenn beide Elternteile KBG beantragen. Zusätzlich bekommt man für das Kind die sogenannte Familienbeihilfe, das sind ca. 170€. In besonderen Fällen wie bei mir kann auch ich wieder Familienbeihilfe beziehen, da ich mein 24. Lebensjahr noch nicht vollendet habe und Studentin ohne Einkommen bin bzw. liegt mein Einkommen unter der Geringfügigkeitsgrenze, das sind dann noch zusätzlich ca. 200€. Neben dem ganzen könnte man, wenn man möchte und die Möglichkeit besteht auch noch geringfügig arbeiten und bis zu maximal 460€ im Monat zusätzlich verdienen. Weitere mögliche Förderungen und Beihilfen für Leute in unserer Situation wären zum Beispiel auch Wohnbeihilfe, Studienbeihilfe oder die Jungfamilienförderung. Seit 2019 gibt es auch den sogenannten Familienbonus, da gibt’s dann zum Steuerausgleich pro Kind nochmal bis zu 1500€ zusätzlich. All diese Beihilfen und Förderungen gibt’s aber nur unter bestimmten Voraussetzungen.
Zurück zum Studium: Das kann und will ich während der Karenz nicht pausieren. Zum Glück habe ich einen Mann, der mich da soweit er kann unterstützt und der Plan sieht momentan so aus, dass ich meine anwesenheitspflichtigen Vorlesungen zu Zeiten plane, wo Lukas zuhause ist, bzw. wo eventuell die Großeltern für 2 Stunden einspringen können. Da gehört dann ganz viel Vertrauen dazu, da ich meine Vorlesungen immer pro Semester plane und das muss dann einfach die kommenden Monate funktionieren. Manche Professoren haben auch kein Problem damit, wenn der Nachwuchs, insofern er ein Ruhiger ist, die Vorlesungen mitbesuchen. Eines steht nur fest: ich muss wohl oder übel im Wintersemester 2020/21 noch auf praktische Übungen verzichten. Das Semester beginnt fast zeitgleich mit der Entbindung und da werde ich noch nicht in der körperlichen Verfassung sein teilzunehmen, das Ganze ist aber halb so schlimm, da ich auf meiner Uni mein Semester relativ selbstständig planen kann.
Jetzt spulen wir mal vor zu dem Zeitpunkt, an dem ich kein Karenzgeld mehr bekomme. Wie geht’s weiter? Auch darüber haben wir uns schon Gedanken gemacht: Das Kind kommt in den Kindergarten und ich werde wieder Teilzeit arbeiten gehen. Da wird’s dann wohl am schwierigsten Kind, Uni und Arbeit zu jonglieren, aber auch hier bin ich zuversichtlich, dass wir das hinbekommen werden, da es dann nicht mehr lang bis zu meinem Bachelor Abschluss sein wird. Wie ihr vermutlich mitbekommen habt, bin ich eine sehr ehrgeizige Frau, die gerne und viel arbeitet, weshalb meine Uni Laufbahn ganz sicher nicht mit mindestens einem Master enden wird, aber das liegt noch so weit in der Zukunft, wer weiß, vielleicht ist zu dem Zeitpunkt ein 2. Kind unterwegs, oder irgendwas anderes kreuzt unseren Weg.
Comments