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1+1=3 – Hallo, Baby!

  • Autorenbild: susiecidoll
    susiecidoll
  • 15. Apr. 2020
  • 4 Min. Lesezeit

Man sollte meinen, wenn man seit knapp 6 Jahren durchgehend mit dem Nuva Ring verhütet, dann dauert das Monate, in manchen Fällen sogar Jahre bis sich das Hormonchaos gelegt und sich der Zyklus wieder eingekriegt hat. Und manchmal erwartet man 8 Monate später ein Kind.

Lukas und ich haben davor schon offen und ehrlich über Kinderplanung geredet und ursprünglich war das erste Kind, wenn erst nach Abschluss oder zumindest zum Ende meines Studiums hin geplant. Sollte es vorher schon passieren, dann passiert’s eben, aber so früh haben wir damit nicht gerechnet.

Nun zum interessanten Teil: Wann und wie haben wir’s eigentlich herausgefunden? Im Mai also habe ich den Nuva Ring abgesetzt und bis September war mein Zyklus erstaunlicherweise regelmäßig und meine Periode kam jeden Monat punktgenau am 28. Tag. Im Oktober dann eine Woche verzögert und im Dezember dann sogar schon 1 1/2 Wochen. Im Jänner habe ich ebenfalls schon eine Woche auf meine Periode gewartet, ich war voller Wasser, hatte Hungerattacken und einen andauernden Blähbauch, also meine typischen PMS Symptome, aber irgendwie fehlte die monatliche Blutung. Nun sind schon fast 2 Wochen vergangen und Lukas und ich haben beschlossen sollte bis Ende der Woche noch nichts gekommen sein, dann machen wir einen Schwangerschaftstest und wenn der negativ ist ab zum Frauenarzt und die Ursache finden.

Samstag, 25. Jänner 2020 Wir haben uns am späten Nachmittag beim DM einen Schwangerschaftstest geholt. Zuhause angekommen bin ich damit direkt aufs WC und hab den Test am Waschbecken liegen gelassen um 3 Minuten später nachzusehen. Lukas wollte unbedingt derjenige sein der nachsieht und hat schon völlig aufgeregt vor dem umgedrehten Test gewartet während ich eigentlich kaum aufgeregt war, da ich mir nicht vorstellen konnte, dass der Test ein positives Ergebnis zeigen würde. 3 Minuten sind also vergangen und ich höre nur Lukas durch die Wohnung rufen: ‚Wie viele Striche müssen da sein?‘ Ich nehme die Packungsbeilage und sage: ‚Einer bedeutet negativ und zwei positiv.‘ Ich gehe zu ihm und er meint nur, dass er sich nicht sicher ist ob da ein Strich oder zwei sind. Lukas gibt mir den Test in die Hand und werfe einen Blick darauf, ein kräftiger Strich und ein leichter, kaum sichtbarer Strich. Da sehe ich ihn an und sage nur: ‚Ich glaube wir bekommen ein Baby‘ Während Lukas einen Freudentanz durch die ganze Wohnung aufführte habe ich meiner Mama ein Foto von dem Test geschickt um sie nach ihrer Meinung zu fragen und auch sie meinte, dass der Test positiv aussieht, wir sollen dennoch einen 2. Test machen. Irgendwie war es für uns schon beschlossen, dass wir schwanger sind und haben uns den restlichen Abend darüber unterhalten, weniger über die jeweiligen Gefühle, sondern viel mehr über Namen und Babyausstattung etc. Am nächsten Tag sind wir dann extra zu einem Bipa gefahren, der auch sonntags geöffnet hat, um uns dort noch einen weiteren Test zu holen. Es handelte sich um eine Double Check Packung mit 2 verschiedenen Tests und auch diese waren eindeutig positiv, der eine war gezeichnet mit einem großen Plus und auf dem anderen war klar und deutlich das Wort ‚schwanger‘ zu erkennen. Ich bin dagesessen und wollte am liebsten losheulen, nicht vor Trauer oder Angst, aber auch nicht vor Freude, ich wollte einfach nur heulen. Lukas war so happy und selbstsicher, das hat mich dann abgehalten. Er hat es auch direkt seiner Familie verkündet, ich hingegen wollte damit warten und die Einzige, die darüber Bescheid wusste war meine Mama.

Ich kann nur schwer beschreiben wie ich mich gefühlt habe, als wir von der Schwangerschaft erfahren haben, es sind 100 Emotionen auf einmal die durch meinen Körper geschossen sind, ganz gleich ob positiv oder negativ. Montag, als Lukas in der Arbeit war und ich einen freien Tag hatte, hat es mich dann überrumpelt: Plötzlich überrollte mich eine Lawine voller Angst und Selbstzweifel, die einen Nervenzusammenbruch auslöste. Ich wusste plötzlich nicht mehr wie ich mit der Situation umgehen sollte, wie sich mein Leben verändern wird und ob ich überhaupt dazu bereit war. Seitdem habe ich mir in jeder freien Sekunde Gedanken darüber gemacht und meine Entscheidungen in Frage gestellt, es sollte noch ein Auf und Ab werden, einerseits voller Angst vor der Zukunft, andererseits konnte ich es kaum erwarten dieses Kapitel in meinem Leben anzufangen.

Lukas hat direkt Montag sämtliche Frauenärzte in unserer Umgebung angerufen (Da ich nicht direkt aus Wien komme hatte ich eigentlich noch einen Frauenarzt am Land für die jährliche Untersuchung, aber für diese Situation war klar, dass wir einen Arzt in der Nähe brauchen). Von 12 Ärzten haben gerade mal 9 abgehoben und kein er wollte neue Patienten aufnehmen, wir waren am Rande der Verzweiflung. Dazu kam auch, dass ich seit über einer Woche Unterleibsschmerzen hatte und seit Sonntag unerträgliche Kopfschmerzen und wir nicht wussten, was ich tun kann. Plötzlich ein Anruf von einem Arzt, der vorher nicht erreichbar war mit der guten Nachricht, dass ich gerne Mittwoch um 15:00 vorbeikommen kann, jedoch ohne Begleitung des Partners, das wollte man in der Praxis beim ersten Termin so. Da bin ich also 2 Tage später bei einem wildfremden Arzt angetanzt, der mir meine Schwangerschaft bestätigen sollte. Die Kommunikation zwischen mir und dem Arzt passte, also ließ ich mir einen Termin geben für die erste richtige Untersuchung Ende Februar, bis dahin habe ich eine Überweisung für eine Blutabnahme bekommen, da ich gefühlt 100 Sachen kontrollieren lassen musste für die Erstellung des Mutter-Kind- Pass. Auch wenn ich mich in der Praxis und bei dem Arzt wohlgefühlt habe, kaum bin ich bei der Tür raus und habe meine Mama unter Tränen angerufen. Ich hatte einfach viel zu viel Angst was die Zukunft bringen wird.


Viele von euch werden sich beim Lesen dieser Zeilen schon gedacht haben, ob ich wohl über Abtreibung nachgedacht habe und ich werde offen und ehrlich zu euch sein: Ja. Und sobald ich darüber nachgedacht habe, habe ich es gleich wieder bereut und sollte ich es nicht sofort bereut haben, dann habe ich diesen Gedanken doch sehr bald wieder verworfen, es kam für mich einfach nicht in Frage. Und bei der ersten richtigen Ultraschalluntersuchung in Begleitung von Lukas war dann klar, dass ich meine Einstellung ändern muss, dass es jetzt keine Zeit mehr für Zweifel gab und ich mich darauf konzentrieren muss diesem Menschen ab Oktober das bestmögliche Leben bieten zu können.

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© 2020 by Susiecidoll

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